Wer den ersten Artikel zu unserem Great Walk gelesen hat, muss gedacht haben, dass es wie im Paradies war. Sind wir mal ehrlich, so war es nicht ganz. Heute kommt die andere Seite der Geschichte.
Die Erfahrungen vom Abel Tasmant Coast Track aus der Sicht eines Pessimisten (Gedächtnissprotokoll):
21.02.17:
8:00 – Mh, die Sonne scheint schon wieder ins Auto, aber eigentlich ist man doch noch müde! Naja man muss aufstehen, es hilft ja nix. Vor dem Auto stellt man wieder fest, dass es am Campingplatz nur so von Sandflys wimmelt, deswegen erstmal umparken zum Parkplatz des Tracks.
9:00 – Endlich nach einer Stunde Fahrt erreichten wir den Pakplatz. Was gibt es noch zum Frühstücken, was muss weg? Also Rührei kochen und dann abwaschen.
10:00 – Zeug zusammen suchen. Jeder braucht zusätzlich eine Regenjacke, ein Pullover, ein T-Shirt, ein Schlafsack und Badesachen, mehr geht nicht. Dann ein ganzes Zelt, zwei Isomatten, ein großer Gaskocher, ein Topf, Besteck, Reis, fünf Karotten, Brokkolie und eine Schüssel. Da wir nicht all das Zeug neu kaufen wollten, war es natürlich extra leichtes Wanderzeugequipment, da mussten wir jetzt durch. Außerdem gab es auf dem Track nur sehr begrenzt Trinkwasser, vorallem nicht an den Campgrounds wo wir waren, deswegen hatten wir zusammen 5 Liter dabei. Erst in 26 Stunden werden wir wieder die Möglichkeit haben um Trinkwasser aufzufüllen!
11:00 – Es konnte losgehen. Rucksäcke auf den Rücken und …Verdammt ist der schwer! Babsi hatte in dem 35 Liter Rucksack 8 bis 10 kg. Ich hatte einen komplett vollen 65 Liter Rucksack mit 16-20 kg.
12:00 – Nach kurzer Gewöhnung waren die Rucksäcke OK und der Weg war auch echt idyllisch.
13:00 – Langsam merkte man allerdings, dass die Rucksäcke schwerer waren als sonst.
14:50 – Dank fehlender Gezeiteninformationen konnten wir nicht riskieren den Ebbeweg zu nehmen. Leider konnten wir von der Kreuzung auch nicht die Bucht einsehen, ob man sie queren konnte. Die zusätzlichen 3 km drückten die Stimmung stark! Aber was solls.
15:30 – An einer Stelle konnten wir endlich sehen, dass man den Ebbeweg hätte noch laufen können. Verdammt. Naja dann kürzen wir jetzt noch ab. Wenigstens 600m einsparen.
16:30 – Nach 16 km erreichten wir endlich unseren Campingplatz. Erleichtert warfen wir unsere Rucksäcke ab. Der Platz für unser Zelt war zwar leicht geschützt zwischen Bäumen, dafür war der Boden betonhart. Die Nacht auf den Yogamatte (8 mm dick) sollte sicher nicht bequem werden.
17:00 – Das Kochen klappte super, allerdings wurden wir von den anderen Campern etwas skeptisch angeschaut, was wir alles mitschleppten. Aber was sollten wir machen, nur für diesen Walk teueres Material kaufen geht ja auch nicht.
18:00 – Der Strand war echt schön, den kann ich jetzt nicht schlecht reden. Auch der abendliche Sonnenuntergang und Sternenhimmel waren toll. Aber unser Füße taten schon sehr weh!
21:00 – Ab ins Bett bzw. Zelt. Das Einschlafen war allerdings recht kompliziert, da es immer hart war. Egal ob man auf dem Bauch, Rücken, oder auf der Seite schlafen wollte.
22.02.17:
7:00 – Man war unfreiwillig wach, obwohl man noch müde war. Bestimmt 10 mal sind wir nachts aufgewacht, weil unser Rücken schmerzte, obwohl wir am Vortag total geschafft waren.
8:10 – Aus dem Zelt erheben. Wir musste wie Urzeitmenschen ausgeschaut haben, als wir uns gestreckt haben. Ich hatte selten so starke Rückenschmerzen.
8:20 – Zum Frühstück gab es Müsli mit Milch. Die Milch war allerdings mit Milchpulver angerührt. Damit schmeckt alles extra süß, sehr gewohnheitsbedürftig und jetzt nicht unbedingt der Hit!
9:30 – Kurz vor Aufbruch quatschten wir noch mit einem anderen Camper, welcher in Neuseeland Soldat auf Reserve war. Man konnte dies bereits an seiner Ausrüstung gut erkennen. Da es am Campground nur Wasser ga, was man hätte filtern oder abkochen müssen, gab er uns eine Tablette, die daraus Trinkwasser machte. Sehr nett vom ihm! Erst wollten wir die Tablette für den Notfall lagern, aber nachdem sie uns beinah die Zahnpastatube weggeätzt hatte, musste wir sie gleich ausprobieren. Allerdings roch das Wasser extrem nach Chlor und es sah nicht sehr schön aus (das gelbe Wasser ist mit Tablette).
10:00 – Trotz schmerzender Füße mussten wir los. Mir tat besonders die Hüfte weh, da ich viel Gewicht auf dem Hüftgurt trug. 12 Kilometer standen bei sehr warmen Temperaturen auf dem Programm. Jeden Tag musste man sich zwei mal mit 50er Sonnencreme einschmieren, damit man keinen Sonnenbrand bekam!
12:00 – Die Stimmung kippte langsam. Jede Bucht, jeder Strand sah langsam gleich aus. Man war im Paradies, lief aber bloß noch den Weg entlang durch den Wald und starrte stumm auf den Boden. Wenigstens konnten wir an einer Hütte unser Trinkwasser auffüllen und mussten nicht das Chlorwasser trinken.
12:40 – Nach der „Bark Bay Hut“ ging es plötzlich recht steil bergauf, wir keuchten und mussten regelmäßig stehen bleiben, damit die Beine sich erholen konnten.
13:40 – Wald, Wald, Wald und in der Ferne Strand, Strand, Strand. Uns war die Umgebung egal. Wir wollten endlich unseren Campground erreichen. Babsi überlegte innerlich, ob sie ihren Rucksack in die Ecke werfen sollte und sich weigert weiter zu gehen, so fertig war sie. Zum Glück tat sie es nicht evtl. weil ich Geburtstag hatte. Am Abend verstand ich auch ihre schlechte Stimmung, als ich ihre Blasen an den Füßen sah. Die Stimmung war nun sehr angespannt.
16:00 – Endlich erreichten wir unseren Campsite „Onetahuti Bay“. Babsi setzte ihren Rucksack ab und verkündete, dass sie sich heute kein Stück mehr bewege würde.
16:05 – Ich erblickte unser Wassertaxi am Strand. Eigentlich sollte morgen noch 14 km auf dem Programm stehen. Aber das wollte ich mir und Babsi nicht antun. Also kam ich auf die Idee, das wir unsere Fahrt evtl. morgen von diesem Strand starten könnten. Nachdem das klappte, stieg die Stimmung wieder.
19:00 – Man muss allerdings dazu sagen, dass die Plätze nicht so luxuriös sind. Es gibt nur Plumpsklos und kein Trinkwasser. Nur Wasser was man erst filtert oder abkocht kann man trinken. Auch Mülleimer gibt es nicht, deswegen hat man die ganze Zeit eine knisternde und mit der Zeit stinkende Mülltüte am Rucksack baumeln. An diesem Campingplatz gab es sogar eine kleinen Hütte zum Kochen. Aber wir hatten echt Glück mit dem Wetter, bei starken Regen will ich das nicht machen!
21:00 – Das einzig Negative an dem Abend waren die harten Matratzen. Trotz Sand darunter bin ich nachts mehrfach aufgewacht!
23.02.17:
9:00 – Aufstehen und alles trocknen. Vom Schlafsack bis zum Zelt.
11:00 – Am Strand chillen ist zwar echt cool, aber die Sonne ist hier so schlimm! Entweder man setzt sich in den Schatten, oder man verwendet konsequent Sonnencreme!
15:30 – Als uns das Wassertaxi abholte, fehlten wir auf der Liste, obwohl wir doch am Vortag umgebucht hatten! Er müsste noch gucken, ob wir ins Boot passen. Eine kurze Schrecksekunde, aber es reichte noch und wir konnten zurück zu unseren Auto fahren.
Ich hoffe ihr seht, dass im Paradies nicht alles super ist. Allerdings sind wir uns beide einig: Es war ein riessen Erlebniss! Und die Strände waren echt super! Ihr müsst euch einfach einen gesunden Mix aus den letzten beiden Artikeln vorstellen. Manchmal war die Wanderung echt hart, aber sie hatte auch sehr viele schöne Momente, die ich nicht so schnell vergessen werde!
Oli bei den Hobbits
die Reise geht weiter
Tja, Reisen klingt immer so romantisch, ist aber echt anstrengend teils! Seien das jetzt 15h Busfahrt auf Sandpisten, harte Wanderungen oder Organisationsprobleme, das gehört einfach dazu 😉 Viel Spaß noch 🙂